Praxisphilosophie

Unser Praxismotto "Gesundheit erhalten statt Krankheit verwalten" ist in einer Zeit, in der das Gesundheitswesen zunehmend zum Krankheitsverwaltungssystem, der Arzt zum Krankheitsverwalter und Anwender rechtssicherer Leitlinien, der Patient zum standardisierten Ertrag bringenden Kranken mutiert sind, zur doppelten Herausforderung geworden:  für den Arzt zu einer der Symptombeseitigung und Gesundheitsförderung unter Regress-Angst und für den Patienten zu einer der selbstverantwortlichen Gesundheitserhaltung und Verpflichtung zur Mitwirkung. 

Überraschend könnte so, bedingt durch die Begrenztheit der öffentlichen Ressourcen in der Schulmedizin der westlichen Welt das Leitmotiv der Salutogenese, auch heute noch erfolgreicher Bestandteil der östlichen Heilkunde, die Lösung sein: Selbstverantwortung und Individualität auf der einen, Beachtung, Lenkung und Erforschung der Gesundheitsentstehung und -erhaltung auf der anderen Seite. 

Dies ist Richtschnur meiner ärztlichen Tätigkeit.


Reduktionistisch oder integrativ 


Die Medizin, die sich von der Antike bis zur Aufklärung noch als Heilkunst verstand (lat. ars medicinae, griech. ατρική τέχνη), vollzog im Zuge der wissenschaftlichen Professionalisierung, staatlichen Bürokratisierung und wirtschaftlichen Industrialisierung des 19. Jahrhunderts den bis heute währenden Paradigmenwechsel: von der naturheilkundlichen Humoralpathologie, der Viersäftelehre des Hippokrates, zur naturwissenschaftlichen Schulmedizin, insbesondere initiiert durch die Zellularpathologie nach Rudolf Virchow.

Während die antike Schul-Medizin noch den ganzen Menschen als lebendigen Organismus umfasste, zerlegt ihn die moderne Schulmedizin in die kleinsten Bestandteile anorganischer Materie und enthebt sich hier und da, beflügelt durch erstaunliche Erfolge aus den Niederungen der Leiden der Patienten in die Höhen so mancher Allmachtsphantasien, sämtliche "Geißeln der Menschheit von außen besiegen zu können. 

Aus einem offenen, unübersichtlichen, nicht definierbaren lebenden Organismus als offenem System wurde das moderne, definierbare, geschlossene materialistische System im dem Leben abgewandtem, in dieses nicht mehr zurück zu verwandelnden Zustand, aus dem Erkenntnisse für das Leben gewonnen wurden. 

Die Schulmedizin entwickelte sich dadurch zum (scheinbar) berechenbaren Leitwesen der Patienten in der Aufdeckung der Krankheitserreger und der Todesursachen präziser und in der Erfindung von Arzneimitteln innovativer als die Methoden der Tradition. Zu deren Leidwesen ist sie in ihrem Forschungsfokus reduktionistischer und produziert, infolge der Herstellung synthetischer, unnatürlicher Medikamente, logischerweise Nebenwirkungen, bestehend aus bisher in den Krankheitslehren anders definierten Symptomen, die zum Teil auch wieder behandelt (ausgeschaltet) werden.

Die heutige Schul-Medizin hat bestechende Erfolge in der Intensivmedizin und der Behandlung („Bekämpfung“) der durch die Industrialisierung zeitgleich und kausal mit dem Fortschritt entstehenden „Zivilisationskrankheiten“. (Hauptverantwortlich für die in den letzten 150 Jahren massiv angestiegene Lebenserwartung ist jedoch die systematische Anwendung einfachster Hygieneregeln.)

Es besteht ein logischer Zusammenhang zwischen den infolge des industriellen Fortschrittes entstandenen "Zivilisationskrankheiten" und der sie zu "beseitigen" versuchenden fortschrittlichen Medizin. Man misst widerspruchslos die im Zeitgeist als fortschrittliche Zivilisation bezeichnete Menschheitsentwicklung an den durch sie entstandenen Krankheiten: viele zivilisatorisch bedingte Krankheiten - hohe Kulturstufe. Und so gehören sie unter den Teppich gekehrt, die Warnsignale beseitigt, als wenn die Warnblinklampen einfach entfernt würden, um sich besser zu fühlen.

Ursachenforschung und -Beseitigung erscheinen wie unerwünschte Kritik an scheinbar "nicht mehr umkehrbaren" Lebens- und Arbeitsumständen, wenngleich sich die meisten diese herbeisehnen.

Durch diese medizinischen wie soziologischen Symptome bedingt, wuchs in der Bevölkerung während der Lebensreformbewegung der 1900er und der Ökologiebewegung der 1970er Jahre das  kritische Bewusstsein und komplementäre Bedürfnis nach einer die Schulmedizi ergänzenden und daher so genannten Komplementär-Medizin. Diesen Entwicklungen versuche ich als
Facharzt für Allgemeinmedizin, seit über 25 Jahren, mit den ergänzenden
Disziplinen Naturheilverfahren und Sportmedizin, sowie einem wachsenden Spektrum an traditionellen und neuen Naturheilverfahren entgegen zu
kommen.

Zeitgemäßer schulmedizinischer Standard, natürliche Heilweisen,
Entspannungsverfahren und Psychosomatik können sich ergänzen.

Dabei richte ich meinen Blick stets auf den Menschen als Individuum UND als Teil des Ganzen und behandele ihn nicht als erduldenden Patienten, sondern vielmehr als mündigen Partner mit meiner Fachkenntnis, Kreativität, Empathie und dem der Heilung dienenden Quäntchen Humor.

Der Mensch besteht aus Geist, Seele, Lebensenergie und Körper. Als
mikro-kosmisches Individuum ist er in eine meso-kosmische Gesellschaftsordnung und diese wiederum in eine makro-kosmische Naturordnung eingebettet. Aus all diesen Kreisen können ihn natur-, sozial- oder individualbedingte den Stoffwechsel störende und morphologische Pathologien in all seinen Wesensschichten bis hin zu epigenetischen Engrammen ereilen.

Auch wenn die Ursache einer körperlichen Störung geistigen, seelischen oder energetischen Ursprungs sein mag, so gewahrt der Mensch deren Wirkung häufig erst dann, wenn sie als Krankheit im Körper zur Erscheinung gekommen ist, er sich nicht wohl fühlt und dem Anschein nach der ärztlichen Hilfe bedarf.
Als Arzt richte ich dann die Stufen der Heilungshilfe an dem Grad des Selbstheilungswillens des Patienten aus. Krankheit, die dieser als körperlichen Ballast betrachtet, beheben wir mit allopathischen Medikamenten der Schulmedizin gemäß den modernen wissenschaftlich anerkannten Leitlinien. 

Krankheit, die dieser als energetische Hürde begreift, überwinden wir mit Hilfe von jahrhundertelang bewährte Naturheilverfahren.

Krankheit, die dieser als seelische Blockade versteht, lösen wir mit Anregungen zur psychologischen und/oder soziologischen Aufarbeitung. Krankheit, die dieser als geistige Aufgabe erkennt, kann er mit einer individuell vertieften Form autogenen Trainings selbst heilen lernen. 

Unterstützung für die (Selbst-)Heilung findet ein kranker Mensch in der Ruhe, im Abstand von den (mit) verursachenden Ursachen. Meditation, Gebet, Abstinenz auch von überflüssigen Nahrungsmitteln, Überdenken der Lebenssituation unterstützen alle Heilvorgänge, zu denen auch die Entgiftung gehört.

Sokrates forderte den Arzt auf, erst dann die Behandlung einzuleiten, wenn der Patient gelobe und bereits erkennbare Schritte unternommen hat, die Ursachen seiner Krankheit in seiner Lebensführung zu beseitigen oder wenigstens zu verringern.

Denn jeder Mensch trägt die Quelle zur Heilung in sich selbst (wer sonst?), zu deren Freilegung der Arzt ihn helfend anleiten kann. Hierzu veröffentlichten zu Beginn unseres Jahrtausends US-amerikanische Universitäten folgende wissenschaftlichen Erkenntnisse:

1. Jeder Erkrankung liegt Energiemangel zugrunde
2. Hauptursache für Energiemangel beim Menschen sind emotionale Konflikte.

Es geht somit in der Medizin immer um Wiederbelebung: Wiederbelebung als Lebensrettung im Notfall, Wiederbelebung der Heilungspfade bei akuten und chronischen Krankheiten, Wiederbelebung des Willens, gesund zu werden und zu sein. Das hohe Ideal des ärztlich initiierten Heilungs-Szenarios stelle ich mir so vor: an die Hand nehmen, Krankheits-Lösung und Gesundungs-Weg bewusst machen,

Arzneien und Hilfen verordnen, den Lebensstil analysieren und Lust auf Änderung zum Besseren erwecken,  nach und nach den Körper wieder in die Obhut des „Eigentümers“ übergeben, schließlich loslassen zum bestmöglichen Zeitpunkt. Der Arzt als Enzym.

Unter Integrativer Medizin verstehe ich die individuelle Kombination und Reihenfolge der genannten Verfahrensweisen in einer der Empfänglichkeit des Patienten für seine Heilung entsprechenden Form. In diesem Sinne arbeite ich in meiner Praxis nach der Philosophie:

Selbstheiler ist der Mensch, 
Heilungshelfer der Arzt.